Wie geplant sind wir um zehn Uhr gestern Abend von der Teufelsinsel im Lac du Goubet aufgebrochen und zurück nach Dschibuti motort. Die Uhrzeit ergab sich unter Anderem dadurch, da wir um Mitternacht bei Hochwasser wieder ohne viel Strömung aus dem See rausfahren wollten. Leider hatten wir die ganze Zeit Wind auf die Nase, aber das wussten wir schon. Um vier Uhr morgens kamen wir dann wieder an unserem alten Ankerplatz im Hafen von Dschibuti an.
Am Morgen dann brach das Chaos los: Hansi erfuhr von den anderen Schiffen, dass der Hafen von Dschibuti komplett gesperrt sei. Niemand von den internationalen Yachten dürfe mehr an Land gehen. Grund sei der Coronavirus, den wir ja schon seit längerem beobachten. In Deutschland und auch im Rest der Welt ist Ausnahmezustand. Schulen geschlossen, Ausgangssperren, … Wir hatten bisher keine Probleme. In Sri Lanka und auf den Malediven fragen sie uns beim Annähern nach der Zeit auf See, wo wir vorher waren und ob alle gesund seien. Das war’s. Polarwind hatte in Sri Lanka schon etwas Probleme. Aber Corona war wohl nicht das Problem, dass sie nicht in Indien einreisten, sondern Probleme mit ihren Visa.
Da wir noch nicht unseren geplanten Großeinkauf hier gemacht hatten, den hatten wir ja für heute in Ruhe vor, brach etwas Panik los. Hansi startete sofort mit Herbert und Tobias im Dinghi zum Einkaufen an Land. Sie hofften, dass sie noch an Land gelassen werden, was dann aber doch kein Problem war. Niemand interessierte sich groß für sie. So machten sie einen halben Hamsterkauf im Casino-Supermarkt am anderen Ende der Stadt, wo es auch Bier und Wein gibt. Als sie zurück waren beorderte der Hafenmeister Aiden Hansi gleich zu sich damit wir heute ausklarieren, nicht erst morgen. Eigentlich hätte Hansi auch bei ihm schon nicht mehr an Land gehen dürfen, aber deshalb sollten alle Schiffe heute noch schnell ausklarieren. So haben wir unsere Hafenpapiere und gestempelten Pässe. An Land dürfen wir eigentlich nicht mehr gehen.
Aber Tobias, Antonia, Andrea und ich fuhren dann doch noch einmal rüber in den Fischerhafen. Eine Frau mit drei Kindern kann man schlechter aufhalten, wenn sie erklärt, dass sie dringend noch Lebensmittel kaufen muss, so der Plan. Wir wurden zum Glück ignoriert und ließen uns von einem Taxi noch einmal zum Markt fahren. Antonia hatte zwar meine Erzählungen gehört, hatte es sich aber doch nicht so schlimm vorgestellt mit den bettelnden Kindern. Sie wollte am liebsten nach zwei Minuten wieder fahren, erduldete aber brav den gesamten Einkauf. Wir haben nun richtig viel Obst und Gemüse und die um Essen bettelnden Kinder beschenkten wir mit einer Menge Bananen.
Anschließend ließen wir uns noch zum Supermarkt in der Mall fahren, bezahlten den Taxifahrer fürstlich, damit er mit unseren schweren Einkaufstaschen noch wartete, bis wir auch dort fertig waren. Fleisch bis das Gefrierfach voll ist, Käse, Haferflocken,… Die Herren hatten schon einen Hamsterkauf an Mehl (30 Kilo) und ebensoviel Milch und auch noch an allem anderen erledigt. Unsere Dschibuti Francs sind nun aufgebraucht und wir kamen auch ohne Probleme wieder an Bord. Puh, Glück gehabt. Wir sind erst einmal versorgt. Aber wir wissen nicht wann wir wieder an Land kommen. Wir rechnen mit Suakin im Sudan. Für Reisende aus Ägypten sei Sudan zwar geschlossen, aber bisher nicht aus Dschibuti. Dschibuti hat laut WHO auch noch keinen Fall von Corona.
Ob uns Ägypten dann rein lässt? Oder mit Quarantäne? Diese auf dem Boot? Oder wie ich von einem andern Yachtie gelesen habe, der in Israel 14 Tage Quarantäne an Bord machen darf/muss, dann in Israel? Wird Herbert in Port Ghalib aussteigen können? Oder können uns gar Oma und Opa in Ägypten besuchen? Wir werden sehen wie sich alles entwickelt. Wir haben vorerst genug Nahrungsmittel.
Aldivi fährt auch morgen, Polarwind will in ein paar Tagen folgen. Sie werden von einem Bekannten eines Bekannten, der hier wohnt, versorgt. Eine Segelyacht, die heute rein kam, bekam angeblich kein Visum mehr. Die anderen Yachten fahren auch alle heute oder morgen, aber das war bei allen eh vom Wetter her so geplant.
Laut Auswärtigem Amt per Push-Nachricht von heute Abend wird der Flugbetrieb hier bis auf Weiteres ausgesetzt. Wie geht das weiter?