Am Vormittag war das Wetter noch ganz brauchbar, die Sonne hat sogar für ein paar Minuten zwischen den Wolken rausgeschaut. Hansi und Tobias versuchten zum Frühstück frisches Baguette aufzutreiben, aber leider Fehlanzeige. Um 14 Uhr gäbe es eines. Und um 15 Uhr wird das Versorgungsschiff erwartet.
Der Wind bläst gleich morgens, lässt unsere Wäsche sogar noch fast fertig trocknen. Vor Mittag fahren die Großen an Land, schauen bei Fritz, der hier für Trans Ocean der Stützpunkt ist. Er ist seit 35 Jahren auf der Insel, gesundheitlich geht es ihm leider bescheiden, nein, liegt nicht am Leben hier, eher das Alter. In die andere Richtung im Ort besuchten sie dann auch noch die Kirche. Eher eine Kathedrale sei das. Wunderschönen, massiv. Wir sind tatsächlich eher in Frankreich. Bereits Mittags kamen die Regenschauer heftiger und regelmäßiger, die Erkundungstruppe auch gut nass zurück.
Um 14 Uhr holen Tobias und Andrea tatsächlich noch zwei Baguette. Erst waren Sie zögerlich, ob sie sich ausreichend verständigen können. Aber das funktionierte ja auch schon in Roscoff und in Morlaix gut. So kamen sie wenig später stolz mit zwei Baguettes im Beiboot zurück.
Am Nachmittag wollte die Sago ankommen, so starrte Anna ganz angestrengt in die Richtung, in der wir die Sago vermuteten, aber zu dem Zeitpunkt waren schon keine Nachbarinseln mehr durch den Regen auszumachen. Schließlich sahen wir sie dann doch auf dem AIS erscheinen und die Freude des Wiedersehens war groß. Sie waren 26 Tage auf See von Galapagos aus kommend. Alles gut, nur kein frisches Obst mehr natürlich. Hansi versuchte zwischen zwei Regenschauern einigermaßen trocken (leider vergebens) ein paar letzte unserer Bananen der Riesenstaude und ein Baguette rüber zubringen.
Heute Nacht und morgen soll es richtig Wind haben, bis zu 40 Knoten und weiter schütten, schütten, schütten. Der Wäschekorb zum Wasser auffangen ist schon im Einsatz.
Eine windreiche Nacht liegt hinter uns, mehr Wind und aus einer anderen Richtung als prognostiziert. Aber wir kommen gut voran und werden morgen früh bereits in Mangareva auf Rikitea in Französisch Polynesien ankommen. Schon wieder eine neue Zeitzone: UTC -9, zu zuhause haben wir dann 11 Stunden Unterschied. Dann wird es noch schwieriger zu kommunizieren. Gestern schon haben wir es verpasst bei der Aichach-Oma anzurufen um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Wenn bei uns Mittag ist schlafen zuhause schon alle und wenn wir ins Bett gehen stehen die langsam auf.
Trotz Seegang machen die Kinder brav Schule, was soll man sonst auf See den ganzen Tag über machen? Bald brauchen wir neues Material aus der Heimat. Vielleicht lassen wir uns etwas mit nach Australien schicken oder bekommen es dann im Dezember nach Thailand.
Seit Galapagos sind wir auf See keinem Schiff mehr begegnet, es ist ruhig hier. Sicher zig mal unruhiger als zu Fletcher Christians Zeiten, aber trotzdem kaum was los. Auch beim Angeln nicht. Schon wieder kein Abendessen mit Fisch. Nie haben wir Glück. Und die Fische, die an Bord geflogen kommen verschmähen wir.
[pdatea date=“May 26, 2019″]
Ursprünglich hatten wir befürchtet es nur bis irgendwann in der Nacht auf dem Ankerplatz vor Adamstown auszuhalten. Aber es war ruhiger, als die letzten Nächte. Kein wirkliches Kunststück. Um kurz nach acht lichteten wir den Anker und fuhren an der Südseite vorbei an Pitcairn. Auch von dieser Seite aus kann man an der Insel nicht landen, selbst wenn in der Karte so schöne Namen wie Gudgeon Harbour anderes vermuten lassen.
Nach Mangareva sind es 310 Seemeilen, am Montag werden wir da sein.
Heute Nacht plant die Sago auf Pitcairn anzukommen. Es soll recht starken Wind und auch Dünung haben. Hoffen wir, dass es auch bei ihnen nicht stimmt und sie doch die Gelegenheit bekommen an Land zu gehen.
Das Geschaukel auf See ist wesentlich angenehmer, als das am Ankerplatz. Auch unsere Wettervorhersage stimmt nicht, nicht wirklich. Mit reichlich Erfahrung interpretiert passt es schon. Und es ist weiter kühl mit 21 Grad, es fühlt sich kühler an, da es immer wieder ergiebig regnet. Mangareva liegt kaum nördlicher als Pitcairn und somit müssen wir wohl noch länger unsere langen Hosen strapazieren. Hansi zieht im Cockpit sogar seinen Antarktis-Windstopper an – das will was heißen.
[pdatea date=“May 25, 2019″]
Um vier Uhr morgens flohen wir aus der Bountybay. Es war so ungemütlich und vor allem für den Anker kräftezehrend geworden durch die kurze Windsee. Und wir wollten nicht schon wieder unseren Anker beschädigen. Diesmal traten wir die Flucht in die andere Richtung an, nach Tedside. Die Wimdsee war hier weg, die Dünung nicht. So hatte unser Anker zwar Ruhe, wir jedoch nicht wirklich. Alkyone rollt zwar vergleichsweise wenig, vor allem wenn man daneben die Makore von Paul sieht, wo einem schon beim Zuschauen schlecht wird. Dennoch meinte Hansi dann beim Frühstück, dass es sich anfühle wie bei raumem Wind mit 6 Beaufort nach Backbord und Steuerbord zu rollen. Man konnte auch nicht aufdrehen Seite liegen, nicht mal in stabiler Seitenlage, nur flach.
Kurz nach dem Frühstück erforschten Hansi und Tobias noch kurz nach Ufer, bzw. gesagt trauten sich mit dem Beiboot etwas näher an dieses. Es war aber absolut unmöglich zu landen, obwohl Tedside auch ein Badeplatz sei. Nur fraglich bei welchem Wetter. Heute nicht.
Paul erschien kurz darauf neben uns. Er hatte auch gehofft, dass es hier besser sei. Da er sich keine Hoffnungen machte heute noch einmal in der Bountybay an Land zu kommen machten sie sich dann auch fertig und brachen direkt nach Mangareva auf.
Wir hatten schon noch die Hoffnung an Land zu kommen. Bisher waren nur die beiden Herren an Land und auch nur für die Stempel im Pass und zum Geradeklopfen des Ankers. So fuhren wir mittags das kurze Stück zurück zur Bountybay. Nicht vergessen: Pitcairn ist 1,8 Meilen lang!!!! Also alles nicht weit.
Und wir hatten Glück. Es war wesentlich ruhiger. Immer noch eine Herausforderung zu landen, aber machbar. Um halb zwei verabredete sich Hansi also über Funk mit Charleen und erforschte mitdenken Mädels Adamstown. Charleen kam mit dem Quad und holte sie ab, ihr Sohn mit dem Pickup. Sie kauften im Store ein, der extra für uns geöffnet wurde. Nun gibt es wieder „Old-Fashioned“ Haferflocken, also die kernigen Haferflocken, die anderen mag hier maximal Magdalena. Und Obst und Gemüse wurde frisch für uns gepflückt. Viele Grapefruits (süße, nicht sowas sauer-bitteres, sieben uns), Orangen, Zitronen, Kraut, Brotfrucht etc. Teuer war das alles nicht, zumal das ja alles, was hier nicht wächst, mit dem Versorgungsschiff von Neuseeland geliefert werden muss.
Als sie zum Beiboot zurück kamen Launch eine große Bananenstaude drin. Wer die uns rein hat wissen wir nicht. Jetzt gibt es die nächsten Tage Bananen zum Sattessen.
Schließlich gingen Hansi und Anna zum Lenaversorgen zurückzuführen auf die Alkyone und Jutta ging mit Tobias und den anderen beiden Mädels nochmal in die Stadt und auch ins Museum. Dort erfuhren wir viel über die Bounty, deren Nachkommen und das Leben der Leute hier heute. Auch trafen wir noch den Arzt, der gerade hier Dienst hat, er ist mit seiner Frau, einer Krankenschwester, zum vierten Mal hier, diesmal nur für drei Monate, normalerweise sei man immer für ein Jahr hier, aber der letzte Arzt musste früher weg.
Auch den Friedhof besuchten wir. Sehr erstaunt hat uns, dass man auf der Insel offensichtlich entweder steinalt wird oder früh stirbt. Natürlich ist fast jeder mit jedem verwandt, die Nachnamen sind fast alle gleich: Christian und noch zwei hauptsächlich. Und früher starben hier übermäßig viele Jugendliche und sehr viele Neugeborene, zum großen Teil mit ihren Müttern, in den ersten Jahren, aber auch noch ins 20. Jahrhundert.
Sehr regelmäßig kommen wohl Kreuzfahrtschiffe hierher. Die Passagiere dürfen aber nicht von Bord, sondern die Einheimischen fahren raus und verkaufen ihre selbstgefertigten Souvenirs. Davon leben sie hier. Teils kommt jede Woche ein Schifff.
Mit dem nächsten Versorgungsschiff kommt eine finnländische Familie mit 2 Kindern und lebt für ein halbes Jahr auf der Insel. Nur genug Geld als Versicherung muss man bereit sein zu hinterlegen, zwischen 30.000-60.000$. Apropos Versorgungsschiff: da wird alles mit geliefert: Traktoren, Autos, alles. Und das bei bis zu 8m Dünung, wir haben im Moment um die Bier Meter, es sei auch gerade ausgesprochen ruhig. Ah ja?! Gut zu wissen!
Bei der Rückfahrt per Quad und Pickup zum Landungssteg ging es wieder steil den Berg hinunter. Dort wurde Hansi auch wieder gelotst wann er aus dem Hafen schießen darf. Der Sohn von Charleen steht vorn an der Peer und beobachtet die Wellen und beurteilt, wann eine kurze Pause sein wird zwischen den Brechern, damit man mit Vollgas dazwischen durch kommt. Nix für schwache Nerven!
Morgen früh wollen wir uns auf den Weg nach Mangareva machen. Sicher könnte man hier Pitcairn noch ausgiebig erwandern, aber uns allen geht das Geschaukel ziemlich auf die Nerven!
[pdatea date=“May 24, 2019″]
Wie bereits gestern abgesprochen meldeten wir uns um halb acht überFunk, dass wir später einklarieren wollen. Die Dame am Funk sagte, dass wir jederzeit kommen könnten. Bezüglich der Landing-Fee teilte sie uns mit, dass es US$50 per Person sei, Kinder wisse sie nicht, das mache die Immigation-Dame. Landing mit einem Boot der Lokals kostet auch $50, aber Dingi sei völlig ok, bzw. eher erwünscht. Über das Wetter wisse sie auch nicht Bescheid.
Wir hatten das Wetter schon skeptisch beobachtet und schon nachts das Platschen des Schwells ans Achterschiff wahrgenommen. Während des Frühstücks würde es immer heftiger, die Böen kamen mit bis zu 25 Knoten, und so beschlossen wir ums Eck zu fahren an einen Ankerplatz, der in der Karte verzeichnet ist, über den aber die Handbücher nichts schreiben. War für einige Stunden auf jeden Fall besser als die Bountybay. In der kurzen Zeit mit dem Schwell hatte es uns unseren Anker tatsächlich verbogen.
Nach der Rückkehr in die Bountybay fuhren Hansi und Tobias mit dem Dingi in den „Hafen“. Hansi meinte Hanga Roa 2.0 – man muss noch mehr aufpassen beim Reinfahren zwischen den Brechern. Zum Einklarieren wurden sie mit nem Quad abgeholt und hoch in die Stadt gebracht und natürlich auch wieder zurück.
Die Gebühr ist pro Erwachsenen zu entrichten, Kinder zahlen die Hälfte, Lena noch nichts, Tobias muss voll zahlen, Antonia wird zum Glück erst im Juli 12. Also $225.
Es geht gibt einen Supermarkt, der geöffnet wird, wenn wir was brauchen. Nudeln oder sowas sei kein Problem, Obst oder Gemüse was halt hier wächst. Hatten wir auch nicht anders erwartet. Derzeit leben hier 38 Menschen, normalerweise sind es 45. Überschaubar.
Morgen hoffen wir alle mal an Land zu kommen. Ob es klappt wird sich zeigen. die Wettervorhersage stimmt hier – oder auch nicht….
Es ist kühl, die Luft hat um die 23 Grad, das Wasser 26 Grad. Aber es hat immer wieder sehr ergiebig geregnet. So sprach Abends nichts gegen selbstgemacht Käsespätzle. Mittags gab es seit langer Zeit zum ersten Mal wieder Laugensemmeln. Sie hielten nur gaaaanz kurz.
[pdatea date=“May 23, 2019″]
Nachts haben wir ziemlich getrödelt und uns mit 2-4 Knoten Fahrt noch versucht segelnd vorwärts zu bewegen. Irgendwann mussten doch die Motoren anschieben und wir haben erst am Vormittag wieder genug Wind gehabt um fast bis zur Bountybay vor Pitcairn zu segeln. Allerdings sind wir erst abends um fünf Uhr dann da gewesen.
Paul (Makore 2) kam schon am Vormittag an, die Uhuru, die wir auch schon vor der Osterinsel liegen gesehen hatten, liegt auch hier. Drei Jachten und sonst nix. Jaja, stimmt ja, wir liegen ja jetzt direkt vor Adamstown, der Stadt hier auf Pitcairn. Beim Näherkommen dachte ich noch die Stadt liege sicher vor unseren Blicken verborgen. Aber es scheinen wirklich nur ein paar Häuser zu sein. Die Insel ist schön grün bewachsen, angeblich bauen sie hier an, was sie so zum täglichen Leben brauchen. Es schaut von See aus aber alles recht unwegsam zu sein. Wir lassen uns mal überraschen. Morgen wissen wir mehr.
Sie Sago wird es wohl leider nicht mehr schaffen uns hier zu treffen, mittlerweile rechnen sie damit am Sonntag hier anzukommen, wir planen aber im Moment am Samstag nach Mangareva weiter zu segeln. Die Jajapami schrieb, dass sie seit Freitag unterwegs auf die Marquesas sind, sehr zur Freude von Tobias, der schon fürchtete, dass Geri es nicht mehr bis Mitte Juli nach Tahiti schaffe. Zumindest der erste Schritt ist getan.
Zumindest am Funk waren die beiden Herren recht guter Laune und sprachen in einem recht britischem Englisch. Morgen ab 7:30 Uhr sollen wir uns melden um die Einreisepozedur zu erledigen und bezüglich der Landing-Fee. Sind mal gespannt wie hoch die wirklich ausfällt. Das Gerücht reicht von $50 pro Schiff bis zu pro Person. Hoffen mal auf ersteres.
Tobias hat seinen 14. Geburtstag somit doch noch fast auf See verbracht. Er freute sich über seine Bananenroulade und auch sein Tauchmesser und ein Tauch-T-Shirt aus Galapagos mit Hammerhai vorne drauf. Heute hatte er bei seinen Telefonaten mit der Familie zuhause über Iridium leider wenig Glück mit der Sprachqualität.
Der Seegang ist weniger geworden heute Vormittag, der Wind leider auch. Wir genießen es seit Tagen kaum mehr Lage zu haben. Auch sollten wir uns nicht beschweren, nur kurz sind wir zwischendurch motort, dann versuchten wir es kurz mit dem Spi, der aber bei dem Seegang nicht stehen wollte und wir dann mit Klüver doch schneller waren und sogar unseren geplanten Kurs auch laufen konnten. Die Sago hat anscheinend immer noch Pech und Sie können von unseren 3-5 Knoten, die wir so laufen, nur träumen. Der Ozean bei ihnen sei wie Glas und sie bewegen sich mit 0,5 Knoten Richtung Pitcairn.
Wir werden morgen Vormittag ankommen und werden auch schon erwartet, wie uns Mayor Shwan Christian, wohl ein echter Nachfahre DES Fletcher Christian, mitteilte. Leider haben wir keine Verfilmung der Meuterei auf der Bounty dabei, werden wir vielleicht noch die nächsten Wochen auftreiben können.
Unsere Bordzeit haben wir nun auch schon auf Pitcairn umgestellt: wir haben nun -10 Stunden Zeitdifferenz zu München.
Kaum wurde nicht mehr alle Kraft fürs Festhalten benötigt gab es heute lecker Pizza und anschließend Schokoladenpudding zum Abendessen und für morgen wurden noch frische Zimtschnecken und natürlich Tobias Geburtstagskuchen gebacken.
Magdalena war ganz begeistert, dass es schon wieder Geschenkpapier gab, könnte man sich wohl fast gewöhnen an den kurzen Zyklus. Nur schwer konnten wir sie davon abhalten die frisch verpackten Geschenke gleich wieder auszupacken.
Die Front kam zwei Stunden früher als vorhergesagt, aber zum Glück auch schwächer, als die ersten Prognosen vermuten ließen. Bequem ist trotzdem was anderes.
Den Tag über wurde es langsam ruhiger. Ruhiger, ja, aber das ist auch nicht schwer. Es hat immer noch mächtig Dünung.
So wurde es heute für uns ein fauler Tag, nur Alkyone arbeitete sich tapfer durch die konfuse Welle.
Ob wir auf Pitcairn anlanden können müssen wir sehen, auch ankern scheint nicht so einfach zu sein. Allerdings haben wir erst mal keine Lust mehr auf Fronten und eine würde schon wieder auf uns warten, wenn wir weiterfahren würden. Paul überlegt gleich weiter zu fahren nach Mangareva, wir planen im Moment bis Samstag auf Pitcairn zu bleiben. Sehr viel zu sehen wird es zwar nicht geben, Pitcairn ist sehr klein, laut Noonsite gerade mal 1,8 mal 1 Seemeilen groß. Auch wenn wir nur bedingt an Land können dürfte die Zeit wohl ausreichen. Wir hoffen auch, dass wir etwas Obst und Gemüse bekommen können, langsam haben wir nix mehr.
„It’s a little bit rough today“ schrieb Paul. Eindeutig ein hartgesottener Bretone. Wir empfinden es ziemlich rau, was bei ihm rough ist? Wir möchten es lieber nicht erleben. Anna würde es wahrscheinlich nichts ausmachen, sie scheint tatsächlich in den Topf mit Zaubertrank gefallen zu sein. Während Hansi es nicht lange am unteren Tisch am Rechner aushielt, spielte Anna seelenruhig allein im Vorschiff. Und das bei derartigen Hopsern, wo man noch im Salon meinte einem Falle bald das Gebiss raus.
Bis zum Vormittag war der Wind so gut wie weg – Zeit für uns Joghurt zu machen, Brot und Nusszopf zu backen und für den Abend sogar noch vorzukochen. Wir wussten ja, dass es danach nicht so angenehm sein würde länger in der Küche zu stehen, außerdem liefen die Maschinen eh. Ab dem Vormittag wurde der Wind und auch der Seegang schnell mehr. 5 Beaufort am Wind, Dünung auf die Nase. In der Nacht soll die Front durchgehen und wir können wenden, dann sollte der Seegang erträglich sein und morgen soll es immer ruhiger werden.
Die Kinder haben intensiv Armbänder geknüpft, man könnte es ja schönreden, dass sie heute Handarbeitsunterricht machten. Bei solch einem Seegang fällt bei uns immer Schule aus. Wenn man nicht mal ein Wort leserlich aufs Blatt bekommt ist es für alle keine Freude. Dafür haben wir kein Wochenende und keine Schulferien, die schulfreien Tage ergeben sich von selbst. Und wir haben auch nur drei Fächer: Deutsch, Mathematik und Englisch. Die weiteren Fächer decken wir situativ ab.
Gestern Abend kam der Wind brav wieder, wie vorhergesagt. Nachts ging eine ebenfalls vorhergesagte Front durch, danach war den ganzen Tag über gut segeln. Leider läuft der Schwell recht spitz zu unsrem Kurs, daher setzen wir oft recht hart mit dem Bug ein, in der Nacht unangenehm oft, tagsüber ging es dann gut. Die Mädels sind nicht mal aus dem Vorschiff geflohen.
Eine schöne Entwicklung auf der Reise ist, dass die Mädels richtige Leseratten wurden. Antonia hat schon alle altersgemäßen Bücher an Bord durch, liest nun noch Annas Bücher. Zum Glück haben wir von der Olena einige Kinderbücher für den Tolino bekommen und mit gutem Internet gibt es auch wieder welche aus der Bücherei, bzw. müssen wir für längere Strecken dann welche kaufen. Zuhause war Lesen nicht so wichtig.
Die abendliche Vorlesestunde muss sich auch wieder ein neues Buch suchen: beide Teile von Jim Knopf sind schon durch. Vielleicht hat ja Pitcairn genug Internet für ein neues Kindle-Buch?
Es ist erstaunlich wie gut man sich an den Seegang gewöhnen kann: niemandem ist mehr schlecht, schon auf der Osterinsel ja nicht mehr, aber bei solch einem Geschaukel fällt es einem wieder ein – da war doch was 😉